Südafrika

Ich wusste, irgendwann muss ich mich trauen; meine Freundin liebt dieses Land. Ich habe es bis zu diesem Urlaub doch tatsächlich geschafft Europa nie zu verlassen. Allein einen Reisepass zu besorgen habe ich bis auf den allerletzten Drücker hinausgezögert. All der Stress nur um letztlich festzustellen dass ich viele tolle Bilder und Erfahrungen wohl andernfalls niemals gemacht hätte.

Unser Trip startete in Johannesburg und ging direkt nach Swartruggens. Ein kleines Dorf in dem meine Freundin ein Jahr gearbeitet hat. Ein Ort an dem die Apartheid irgendwie noch nicht so lange her zu sein scheint. Seltsam, meine erste Erfahrung außerhalb Europas ist ein kleines Dorf irgendwo in der Nähe von Johannesburg. Begrüßt wurden wir in unserem Guesthouse direkt von herumlungernden Meerkatzen und lebenden Stöcken.

Der kurze erste Abschnitt wurde abgelöst von der Fahrt Richtung Kruger Park. Wir sind über das Phalaborwa Gate gefahren (sicherer als Numbi) und haben noch eine Nacht in Phalaborwa selbst verbracht. Wir haben im A Traveller’s Palm übernachtet. Was sich als mehr oder wenig zufällige Übernachtunsmöglichkeit auf dem Weg zum Kruger Park ergab, wurde zur perfekten Wahl. Die Damen in der Küche haben hier wirklich und unübertrieben Sterneküche gezaubert. Der Weg in den Kruger Park war für mich eine dieser Erfahrungen die man sich wohl für immer merkt. Es ist eben merkwürdig, wenn auf einmal neben einem ein Elefant steht und man weiß: Der lebt hier, ich nicht. Dieses Gefühl von zu Gast in der Natur zu sein kannte ich als Europäer zumindest nicht wirklich. Wir haben uns im Olifants Camp eingebucht, das ist etwas nördlicher, lockt dafür aber mit einem wirklich einzigartigen Blick über den gleichnamigen Olifants River. Tendenziell ist die Safari direkt vor der Hütte, eigentlich sieht man von hier aus immer Tiere, wie ein riesiges Wimmelbild in dem immer irgendwo ein Giraffenkopf zwischen den Bäumen zu finden ist; nachts ist die Milchstraße mit bloßem Auge von hier sehr gut zu sehen. Ansonsten waren wir im Hochsommer im Camp und zuvor gab es viel Regen, das führte aber auch dazu, dass uns die Vegetation auch einen Strich durch die Rechnung gemacht hat bei dem Erspähen von Tieren. Ich kann hier also nicht mit den Big Five aufwarten. Dafür aber mit drei lustigen Giraffen, einem recht unscheinbaren Sharpe Greisbock (der im Kruger Park tatsächlich zu den eher seltenen Sichtungen gehört) und super flauschigen Baby Hyänen. Generell muss ich sagen, dass mich das Abhakfieber auch nicht allzu sehr gefangen hat, letztlich habe ich mich über alle Tiere gefreut die ich dort sehen durfte. Ich muss sagen, dass diesem Park ein ganz eigener Zauber innewohnt. Ich kann das gar nicht so recht in Worte fassen, außer vielleicht, dass man es selbst erleben sollte. Ich möchte diese Erfahrung nicht missen und kann auch sagen, dass dieser Ort auch bei allem tollen was da noch kam das Highlight des Urlaubs war. Über die Frage einer später erwähnten Gastmutter „You really love animals, huh?“ muss ich seitdem auch immer wieder nachdenken.

Etwas wehmütig ging es weiter Richtung Panorama Route. Wir haben uns in eine riesiges gated Resort eingebucht (A Forever Resort). Das klingt erstmal nach abturn. Nur: Mal eben ins Grüne um zu wandern ist in der Gegend nicht unbedingt ungefährlich. Das liegt nicht maßgeblich an den Puffottern sondern vor allem an Kriminalität. Zweiterem konnten wir dadurch entgehen. Das Resort selbst hat mehrere gut ausgeschilderte Wanderwege und der Blyderiver Canyon ist nicht nur von oben beeindruckend, sondern auch von mittendrin. Je nach Wanderweg wartet ein Wasserfall zum Abkühlen! Die folgenden Tage sind wir noch die Stops abgefahren die man auf dieser Route mitnehmen sollte, die Natur hat hier schon einige ziemlich wilde Sachen veranstaltet; die zerklüftete Schlucht in den Bildern bspw. Das war auch unser zunächst letzter Stop im Osten des Landes, hiernach ging es mit einem Inlandsflug nach Kapstadt.

Unseren Kapstand Aufenthalt haben wir zweigeteilt, wir wollten zuerst etwas City mitnehmen und waren in unserer ersten Hälfte im A Sunflower Stop. Ein kleines Hostel nicht mitten in der City aber nicht weit von der Waterfront. Die Stadt macht das, was mir über das ganze Land bis hier begegnet ist noch absurder. Hier wohnt wirklich stinkender Monacco style Reichtum neben absoluter Armut. Ich will hier auch gar nicht den moralischen Zeigefinger heben, weil ich glaube, dass ich schon auch Teil eines größeren Problems bin; die Kluft der Schere die man hier aber sieht ist wirklich unsinnig groß. Die Stadt haben wir uns mit dem Minibustaxi zeigen lassen. Die Tour ging bis an das Ende des Kontinents, bzw. für die Klugscheißer, bis ans westlichstste südliche Ende des Kontinents. Auch komisch, man steht irgendwo in Afrika und guckt aufs Meer in dem Wissen dass da hinten nur noch Antarktis kommt. Bilder habe ich aus der Stadt selbst nicht, ich habe mich zwar nie unsicher gefühlt, dennoch war von allen Seiten eindringlich dazu geraten worden es nicht sinnlos herauszufordern. Entsprechend war es auch komisch eine Stadt nicht so zu erkunden wie ich es eigentlich von europäischen Städten gewohnt bin: Laufend. Das sollte man hier einfach nicht unbedingt machen, also klar, es ist nicht der Wilde Westen, aber auch die Einheimischen raten dazu einfach Uber zu nutzen, weil es sicherer ist. Für mich jedenfalls befremdlich.

Der letzte Teil unserer Reise mündete in Hout Bay. Einem ruhigeren Teil Kapstadts. Und hier muss ich noch eine kleine Lobeshymne auf unsere Unterkunft und Gastgeberin singen. Wir hatten unverschämtes Glück mit der Unterkunft insgesamt. Kutali Places ist einfach eine fantastisch schöne Unterkunft und Doreen eine liebenswerte Gastgeberin. Also wenn es euch mal in die Kante verschlagen sollte, schaut mal ob bei Doreen ein Platz frei ist. Von hier haben wir dann auch einen unsere letzten Ausflüge in den botanischen Garten gemacht. Der erste Besuch ging zu Mathew Mole, der lustigerweise während unserer Zeit hier und quasi nebenan ein Konzert hatte und der zweite Besuch direkt in den riesigen botanischen Garten. Ich würde es weniger im Spätsommer empfehlen, da dann doch vieles verblüht ist, insbesondere der Fynbos, es ist aber dennoch einen Besuch wert, es gibt viele viele Pflanzen zu sehen die es zum Teil auch wirklich nur in Kapstadt und naher Umgebung gibt aufgrund des einzigartigen Klimas und der zum Ökosystem gehörenden Waldbrände.

Ich schreibe das hier Monate später und kanns rückblickend stellenweise nicht glauben, dass ich an all diesen Orten war. Wie gut, dass ich Fotos gemacht habe.