Die lange Version

Ich fotografiere seit 2008. Alles fing an mit einer simplen Digicam – an die, die sich nicht erinnern: Das waren die Dinger die heute durch Smartphones ersetzt wurden. Aufgrund Unzulänglichkeiten meiner technischen Ausrüstung, habe ich damals viel Photoshoparbeit gemacht. Musik hat mich schon immer inspiriert Bilder zu machen, damals habe ich Bilder wirklich hin zur Musik ver- und bearbeitet. Heute versuche ich das subtiler, Musik transportiert neben einer Message häufig eine Emotion, die fange ich auch immernoch gerne ein und interpretiere sie wie ich sie sehe.

Schnell reichte mir eine Digicam nicht mehr, weswegen ich den damals noch als Schüler für mich großen Sprung gemacht habe und eine Bridgecam gekauft habe. Das sind die Kameras mit festem Objektiv und meist irrwitzig großem Zoombereich. Erstmals entfernte ich mich etwas weiter von Bildbearbeitung und beschäftigte mich etwas mehr mit Fotografie selbst. Doch auch Bridgekameras haben deutlich klare Grenzen. Alles ist elektronisch, bei Dunkelheit meist absolut unbrauchbar (absolute top notch Kameraneuheiten mal außen vor) und gerade was Freistellungspotential angeht, für mich schon damals völlig unzureichend. Ich mochte immer die kleinen Scheiben der Realität, den Blick zu lenken und dem Betrachter vielleicht sogar den eigenen Blick aufzuzwingen.

Letzlich entschied ich mich dann schon zu Beginn meines Studiums für eine Systemkamera. Hier konnte ich den Objektivpark meines Vaters nutzen. 30 Jahre alte Objektive an neuer Kamera, das war ein Gedanke der mich früh begeistert hat. Die Sammelleidenschaft und Neugier auf immer andere Objektive und Brennweiten hat mich hier voll erwischt. Ich habe viel getestet, viel probiert. Mein Objektivpark an Canon FD Objektiven besteht bis heute und ich nutze immernoch meine liebsten Objektive aus dieser Reihe. Gerade für Portraits gibt es aus dieser Reihe ein absolutes must carry für mich. Und hier fühlte ich mich nach Jahren angekommen. Ich hatte die absolute Kontrolle über das Bild. Festbrennweiten und manueller Fokus haben meinen Blick erheblich geschärft und diese Art der Fotografie betreibe ich bis heute. Ich schätze das Handwerk daran. Ich mag es den Bildwinkel von Objektiven in den persönlichen Blick zu integrieren und daraufhin ein Bild zu machen. Ich mag es auch schnelle Objekte mit meinen eigenen Händen zu fokussieren.

Den Systemkameras blieb ich treu, aber 2014 stand ein Wechsel auf Vollformat an. Das hatte drei maßgebliche Gründe. Erstens, alle Objektive die ich besitze sind für Vollformat gerechnet, das hieß für mich: Volles Potential kann man auch nur mit Vollformat ausschöpfen. Zweitens haben größere Sensoren gerade in dunkleren Situationen Vorteile. Und drittens: dünnere Schärfeebenen (Für die Kleinkarierten geh ich gerne per Mail ins Detail).  Diese drei Gründe waren und sind mir über die Maße wichtig. Und der Sprung war enorm. Gefühlt zu vorher konnte ich in absoluter Dunkelheit noch vernünftige bilder machen. Und wenn ich will, kann ich eine Wimper scharfstellen ohne dass man den Blick auf den gesamten Kopf verliert. Und genau darum ging und geht es mir: Der Mischung als Abbildunggröße und Tiefenschärfe. Für mich wurden schnell Brennweiten mit großer Blendenöffnung kleiner als 50mm interessant. Den Bildeindruck kann man mit anderen Systemen entweder niemals oder nur mit ganz erheblichem Aufwand erreichen.

Und aktuell fühle ich mich mit meinen Objektiven gut aufgehoben. Derzeit befasse ich mich eher mit externen Lichtquellen und sonstigem Zubehör. Vielleicht auch mehr Video. Ich lasse mich treiben und bin gespannt wo es mich weiter hinzieht.

Und was die Fotografie selbst angeht, haben mich spontane Portraits und ehrliche Menschen schon 2008 fasziniert und da wollte ich immer hin. Hier fühle ich mich wohl und ich freue mich immer auf neue Gesichter und Menschen vor meiner Kamera. Daneben begleitet mich meine Kamera fast jeden Tag und ich mache Bilder wovon und wann ich mag.